Anmerkungen
bey
Verfertigung der Seile.

Eingegeben
von
Herrn Nils Psilanderschiold,
Admiral, Ritter des Schwerdtordens.

Das Seilmachen ist, wie die meisten Künste, den Handwerksmeistern überlassen worden, solchen Leuten nämlich, die für Bezahlung arbeiten, und selten Kenntniß, oder Gelegenheit haben, ihr Geschäffte zu größerer Vollkommenheit zu bringen.

Die Erfahrung, durch welche sie in ihrem gegenwärtigen Zustand gekommen sind, ist mit Schaden des gemeinen Wesens erlangt worden, und zwischen jeder Stufe der Verbesserung und der nächsten, hat lange Zeit verstreichen müssen.

Endlich, da im jetzigen Jahrhunderte, Leute von Einsicht, die Künste ihrer Zeit und ihres Nachdenkens werth gefunden haben, so haben bey uns auch die Herren Polhem und N. Wallerius, und außer Landes unter andern mehrern, besonders Herr du Hamel du Monceau sich durch eine Theorie von Seilmachen, die auf Versuche gegründet ist, sehr verdient gemacht. Herr du Hamels Buch ist so vortrefflich, daß niemand dasselbe entbehren kann, der hierinn Einsichten verlangt; man bekömmt darinnen in einem Zusammenhange die Beschreibung des Hanfes, von seinem Wachsthume auf dem Felde an, wie er bereitet, gehechelt und gesponnen wird, und bis das daraus gesponnene Garn zu Seilen und Tauen zusammengeschlagen wird, nebst mancherley Versuchen von der Stärke ungleicher Arten Tauwerks.

Alle Versuche bestätigen den Satz, daß das Zusammendrehen die Stärke vermindert, und vielleicht ist in dieser Absicht noch etwas zu verbessern übrig. Nach jetzigem Gebrauche, wenn die Fäden auf 150 Klaftern lang ausgezogen werden, so werden sie für stehendes Gut auf 125 Klaftern gewunden, und auf 100 zusammengeschlagen, für laufendes aber auf 125 gewunden, und auf 105 zusammengeschlagen, so, daß das ganze Zusammenziehen 10/30 der Länge für stehendes Gut, und 9/30 für laufendes beträgt. Herr du Hamel will, die Zusammenziehung sey geringer, in so fern aber die Versuche, die man in Frankreich angestellt hat, daselbst eine solche Verminderung des Zusammenziehens zu leisten, nicht vermocht haben, so kann man nicht erwarten, sie anders anzunehmen.

Ohne auf anderer Versuche zu bauen, so sind 1750. bey der Admiralitätsseilerbahn zu Carlscron unterschiedene Proben gemacht worden, welche zu einer des Ausübung angemessenen Genauigkeit geleitet haben, wo das Tauwerk, gleich gut, und doch in mäßigem Preiße seyn soll. Wie nun bey den Privatseilern solche Kenntniß noch fehlen wird, so ist nichts billiger, als dem gemeinen Wesen auch eine solche Anleitung zu geben, daraus sie eben die Vortheile haben können, wie die Krone.

Der erste Versuch, der zu Carlscron gemacht ward, war, das Bette zum Schleifen zu ändern, so, daß die Schleifen nicht mehr auf dem Grunde selbst giengen, sondern auf Balken.

Nächstdem wurden die Steine, damit die Schleifen beschwert sind, gewogen, und das Gewicht aufgeschrieben, auch Ringe in sie einschlagen, und Proben mit dem Gewichte gemacht, in dem unterschiedene Seile geschlagen wurden, das Gewicht für ungetheertes Thauwerk, war viermal das Gewicht des Seils, aber für getheertes dreymal, davon kam auf die Schleife 39/40 für das ungetheerte, und 79/80 für das getheerte, und auf die Hauptschleife 1/40 für das ungetheerte, und 1/80 für das getheerte, aber auf der Bundleine (Kniplina) waren 5 Lispfund in Seilen von 10 bis und mit 6 Zoll Umfang, und nachgehends proportionirlich kleiner, so, daß ein Seil von 3 Zoll, 30 Mark bekam; das stehende Gut bekam 1/20 mehr Gewicht auf die Schleifen.

Wenn die Schleifen auf Balken gehn, so erfordern sie mehr Gewicht, als wenn sie auf der bloßen Erde gehn, weil das Reiben da geringer wird, so, daß man auf ebenen Erdreiche kaum die Hälfte des Gewichtes braucht, wenn die Schleifen auf der bloßen Erde gehen, wie bey kleinern Eindrichtungen geschieht: wo aber die Kosten durch des Werks Größe ersetzt werden, daß man Balken längst hin unter die Schleifen legen kann, da hat man darinnen viel gewonnen, daß alles gleich gut wird, so, daß die Stärke des Tauwerks sich allemal wie die Menge des Garns, oder wie das Quadrat des Umfangs des Seils verhält, und so kann man so mancherley Seile machen, daß die eine Art nur um 1/8 Zoll von der andern unterschieden ist, wie jetzo hier auf der Reperbahn bewerkstelliget wird, wo man Seile von 4 Zollen im Umfange, bis auf welche vom 1 Zoll verfertiget. Hierdurch kann ein verständiger Takelmeister genauer die Dicke seines Tauwerkes anzeigen, und dieß erspart viel bey Betakelung eines Schiffes.

Auf das Hecheln kömmt vornehmlich die Wirthschaft an, daß das Tauwerk nicht zu theuer wird, und doch zulängliche Stärke bekömmt. Viel Hecheln giebt feineres Garn, und stärkeres Tauwerk, aber es wird theuer, so wohl, weil es mehr Arbeitslohn ausmacht, als auch, weil am Hanfe mehr abgeht. Unter acht unterschiedenen Arten Garn, hat man die am vortheilhaftesten befunden, die aus Hanfe gesponnen wird, welcher einmal durch die grobe Hechel gegangen ist, so sein, daß ein Garn von 150 Klaftern lang, 3 Mark, 26 Loth wiegt, da sind bey einem Schiffpfunde Hanf 8 Mark reiner Verlust, aber 3 Lißpfund Werk, die Schiffritzen damit zu verstopfen. Dieß alles ist von dicken Seilen und zu Kabeln geschlagenen Tauwerke zu verstehen, aber zu kleinerer Arbeit erwählet man den besten Hanf, der auf ein Schiffpfund grobes Kleinwerk, 9 Lißpfund und 5 Mark Werk kommen, aber auf feines Kleinwerk 12 Lißpfund und 10 Mark Werk, wovon man 17 Mark für reinen Verlust rechnet, den Rest aber zum Ausstopfen anwendet, nachdem das Werk durch die grobe Hechel gegangen ist.

Wenn man den Umfang des Seils in Werkzollen quadrirt, und mit 5⅓ multiplicirt, so bekömmt man desselben Garnzahl. Vor dem Zusammendrehen, trägt ein Garn ohngefähr 9½ Lißpfund, aber das Zusammendrehen schwächt es ohngefähr zur Hälfte, so, daß man nach dem Zusammenschlagen nicht mehr als 5 Lißpfund auf ein Garn rechnen darf. Aber das Gewicht eines Seils zu bekommen, multiplicirt man die Garnzahl mit 3 Mark 26 Loth, welches das Gewicht eines Garns von 150 Klaften ist.

Beym Theeren nimmt man in Acht, daß das Kabelgarn auf Bänken ausgezogen wird, und beobachtet genau, daß kein Sand oder andere Unreinlichkeit dabey ist, der Theer muß nicht kochend heiß seyn, wodurch das Garn verbrennen würde. Auf ein Schiffpfund Garn gehen 1/30 einer Klafter Holz, 2 Mark Speck, und zum Kabelschlagsgute ⅓ Tonne Theer, aber zum Seilschlagsgute und Kleinwerke, ½ Tonne Theer.

Der Arbeitslohn für diese Art Tauwerk, ist folgender gewesen: Für ein Schiffpfund zu spinnen, 5 Daler, 6⅓ Oere Silbermünze; zu schlagen 3 Daler, 4 Oer; zu theeren 16 Oer Silbermünze, welches ¼ mehr ist, als vordem gewöhnlich war, da gröberes Garn gesponnen ward, dagegen sind die Arbeiter verbunden, das Garn gleich dick zu spinnen, so, daß das Gewicht von jeden 150 Klaftern nicht mehr als um 3 Loth unterschieden seyn darf, und beym Zusammenschlagen, der Unterschied im Gewichte nicht mehr als 1/16 Zoll im Umfange, oder 5 Mark im Gewichte bey laufenden Gute betragen darf.

Leinen, Garn, dicke Seile, und Stricke, zu Seegelrändern, die ungetheert geschlagen werden, haben 2¼ Mark Abgang beym Zusammenschlagen.

Die Erhaltung des Tauwerkes ist ein wichtiger Gegenstand, und sieht man, daß schon in vergangenen Zeiten hier beym königlichen Werfte unterschiedene Versuche über das beste Verfahren dieserwegen sind angestellt worden *. Die Theerung ist jetzo das einzige Mittel dazu, aber der Theer verstocket das Tauwerk, wenn es in Lagern liegen soll. Durch 9 bis 10 jährige Versuche habe ich gefunden, daß ungetheertes Garn sich länger gehalten hat, als ungesponnener Hanf, und das geschlagenes ungetheertes Tauwerk, länger zu erhalten ist, als getheertes Tauwerk, oder auch ungetheertes Garn, das auf seinen Rollen steht.

In der Voraussetzung, daß sich ungetheertes geschlagenes Tauwerk am längsten erhält, wäre es wohl am besten solches Tauwerk ungetheert zu schlagen, das eine Zeit lang liegen soll, ehe man es braucht, da könnte man eine Badstube haben, das Seil zu wärmen, ehe es in den Theer kömmt[.] Bey dieser Arbeit müßte man die Stärke der Wärme und mehr Umstände nach Erfahrungen bestimmen, die noch anzustellen sind.


* Die königliche Akademie glaubt, es würde zu Erhaltung des Tauwerks viel beytragen, wenn die Magazine so groß, und so eingerichtet wären, daß jedes Tau allein auf Gestellen läge, so, daß ein Tau nicht an das andere rührte, und wenn zugleich in den Wänden Luftlöcher wären, daß die Luft durch das Magazin gehen könnte, wie solches an einigen Stellen außer Landes gebräuchlich seyn soll.


Der Königl. Schwedischen Akademie der Wissenschaften Abhandlungen, aus der Naturlehre, Haushaltungskunst und Mechanik, auf das Jahr 1768. Aus dem Schwedischen übersetzt, von Abraham Gotthelf Kästner, ... DreytzigsterBand.
Adam Heinrich Hollens Witwe, Leipzig, 1771. pp 129-134.
The original Swedish edition was published in Vetenskaps Academiens Handlingar Vol. XXIX (1768).


Transcribed by Lars Bruzelius.


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